Gewichtsklasse bis 75 kg
- Christina Hammer ist 1990 geboren und trainiert im Boxzentrum Münster.
- Sie hat die Chance, sich beim bevorstehenden Europaqualifikationsturnier für Tokyo zu qualifizieren.
Das Athletinportrait
Nein, Christina Hammer ist definitiv nicht mehr dieselbe, und das ist eine gute Nachricht. Als die in Kasachstan geborene Nordhessin 2009 ins Profilager wechselte, hatte sie gerade mal 19 Lebensjahre sowie 22 siegreiche Kämpfe hinter sich und wollte ausprobieren, wie weit sie ihre schnellen Fäuste tragen. Elf Jahre später bringt sie als neues Gesicht im Perspektivkader des DBV ein ganzes Paket an kostbaren Erfahrungen mit – eingesammelt in 27 Vergleichen, 18 WM-Duellen in zwei Gewichtsklassen (17 Siege) und insgesamt 193 Runden. Mit diesem Pfund lässt sich hervorragend wuchern, wenn sie sich nun um die Olympia-Qualifikation bewirbt. Tokio 2021 hat die inzwischen 30-jährige Rückkehrerin schließlich voll elektrisiert.
»Bei Olympia kommen die Besten der Welt zusammen«, sagt sie, »das ist einfach mega. Wer da etwas erreicht, geht in die Geschichte ein.«
Deshalb gab es für die abgeschlossene Sportsstudentin kein attraktiveres Ziel, als sie im letzten Jahr nach neuen Zielen Ausschau hielt. Im Ring konnte sie jede Menge Erfolge sammeln; außerhalb entwickelten sich die Dinge zuletzt jedoch eher wechselhaft. »Im Profigeschäft sind nicht immer die seriösesten Partner unterwegs« weiß sie nun, »und ich habe ganz klare Vorstellungen…« Deshalb nutzte sie die Corona-Pause auch, um sich neu aufzustellen – nachdem sie zu Hause in Sontra schon begonnen hatte, ihren Bruder Thomas zu drillen, der in der Verbandsliga Nord-Hessen kickt. Kehrte zurück zu Trainer Dimitri Kirnos, der sie in Dortmund früh und sehr methodisch geformt hatte, und darf nun fast zweieinhalb Kilo mehr als bei den Profis auf die Waage bringen – für sie eine kleine Welt.
»Ich habe genug Power dafür und auch noch die Schnelligkeit«, ist die 1,80 Meter große Normalauslegerin mit dem besonderen Punch nach den ersten Monaten überzeugt. »Es ist einfach besser für mich.« Außerdem ist jetzt der unbedingte Wille zurückgekehrt, der sie so oft getragen hat, wenn es eng wurde. Verlegen über die öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Person war sie außerdem noch nie: »Ich bin es gewohnt, auf großer Bühne zu kämpfen«, so Hammer. »Da musst du zeigen: Hier bin ich, und ich will was reißen. Das gefällt mir auch an unserem Sport.«
Die Umstellung auf das olympische Boxen fordert ihr einiges ab, »man muss viel mehr in die Runde reinpacken, das ist auch eine Kopfsache«. Das und mehr aber investiert sie gern für ihre Vision, die erste deutsche Medaillengewinnerin in ihrer Disziplin zu werden. Bloß noch mal reinschnuppern gilt für so eine ja nicht. »Ich bin ein Mensch, der all-in geht«, sagt Hammer. »Es erfüllt mich, im Ring zu stehen, zu kämpfen und Vorbild für junge Mädchen und Frauen zu sein. Und wenn man etwas aus Leidenschaft macht, geht es im Endeffekt auch viel leichter.«